Tag des Luchses

Die Rolle des Luchses im Ökosystem

Der Luchs nimmt im Ökosystem eine wichtige Funktion als Spitzenprädator ein. Indem er die Bestände von Huftieren wie Rehen und Gämsen kontrolliert, verhindert er eine Überpopulation dieser Pflanzenfresser. Dies ist entscheidend, denn ein zu hoher Bestand an Rehen und Gämsen kann zu übermässigem Verbiss an jungen Bäumen und Sträuchern führen, was die Waldverjüngung erheblich beeinträchtigt. Durch die Regulierung dieser Bestände trägt der Luchs somit dazu bei, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten.

Darüber hinaus beeinflusst der Luchs das Verhalten seiner Beutetiere: In Gebieten mit Luchspräsenz verändern Rehe und Gämsen ihre Bewegungsmuster, meiden offene Flächen und sind insgesamt vorsichtiger. Dieses veränderte Verhalten führt zu einer natürlicheren Verteilung der Pflanzenfresser, wodurch sich die Vegetation in vielfältiger Weise erholen und entwickeln kann. So unterstützt der Luchs nicht nur direkt durch Bejagung, sondern auch indirekt durch das Auslösen von Verhaltensänderungen die nachhaltige Regeneration und Stabilität der Waldökosysteme.

Genetische Verarmung - wachsende Gefahr

Die grössten Gefahren für die Luchse in der Schweiz bilden illegale Tötungen, Kollisionen mit Fahrzeugen und die Fragmentierung des Lebensraums. Hinzu kommt die schleichende Gefahr der genetischen Verarmung, verbunden mit dem Risiko negativer Folgen der Inzucht. Letztere basiert auf der geringen Anzahl ausgesetzter Individuen bei der Wiederansiedlung sowie der fehlenden Verknüpfung der Schweizer Populationen mit benachbarten Populationen.

In der jetzigen Grösse, genetischen Konstellation und Situation ist das langfristige Überleben der Schweizer Luchspopulation nicht gesichert. Die starke Fragmentierung des Lebensraums bedingt, dass wir grosse Säugetiere als «Metapopulationen» betrachten und managen müssen. Eine Metapopulation ist eine in mehrere Teilvorkommen aufgeteilte Population, bei der der Genfluss – das heisst der Austausch von Tieren – zwar möglich, aber zwischen den Teilpopulationen mehr oder weniger stark eingeschränkt ist. Beim Luchs in West- und Mitteleuropa legen die bisher beobachteten Abwanderungen von subadulten Luchsen nahe, dass zwischen den Teilvorkommen dereinst ein ausreichender natürlicher Genfluss bestehen könnte. Die Voraussetzung dafür ist selbstredend, dass in den designierten Lebensräumen – zum Beispiel den gut bewaldeten Mittelgebirgen – Teilpopulationen bestehen, die demografisch und genetisch vital sind. Das ist heute noch nicht der Fall. Einerseits sind wichtige Trittsteingebiete noch nicht besiedelt, andererseits bedürfen die ältesten wiederangesiedelten Populationen dringend einer Blutauffrischung.

Verantwortung der Schweiz

 Die Schweiz spielt eine wichtige Rolle beim (Über-)Leben und Schutz des  Luchses in Europa. Sie ist ein zentraler Teil des Netzwerks von Luchspopulationen, das sich über verschiedene teilweise isolierte Regionen erstreckt (Metapopulation). Luchse leben in mehreren voneinander getrennten Gebieten. Diese Gebiete müssten in einer Metapopulation durch Wanderungen und den Austausch von Tieren miteinander verknüpft sein, was der Art hilft, gesund zu bleiben und sich zu vermehren – diese grossräumige Vernetzung ist momentan für den Luchs aber leider nicht gegeben.

Geografisch liegt die Schweiz an sich an einem entscheidenden Punkt zwischen Luchspopulationen in den Alpen, im Jura und weniger vom Luchs besiedelten Gebieten in Europa. Aus der Schweiz heraus können Luchse in andere Gebiete auswandern, es kann ein genetischer Austausch stattfinden und so das Überleben der Art langfristig sichern. Historisch gesehen ist die Schweiz eines der ersten Länder, das den Luchs erfolgreich wieder angesiedelt hat, und seither wurde viel Wissen und Praxiserfahrung zu diesen faszinierenden Tieren gesammelt. Durch die Verbindung von Lebensräumen in der Schweiz und darüber hinaus kann die Schweiz somit wesentlich dazu beitragen, dass der Luchs in Europa überleben kann.

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